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Land und Leute

Hier finden Sie allgemeine Informationen und Details zu den Inseln
 

Land und Leute

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Die Azoren (port. Ilhas dos Açores [ɐ'soɾɨʃ], zu deutsch: Habichtsinseln) sind eine Gruppe von neun größeren bewohnten und mehreren kleineren unbewohnten portugiesischen Inseln (Hauptinsel São Miguel), die weit verstreut im Atlantik zwischen Europa und Amerika liegen. Entsprechend ihrer Lage werden die neun bewohnten Inseln in eine östliche (São Miguel und Santa Maria), eine zentrale (Graciosa, Terceira, São Jorge, Faial und Pico) und eine westliche Inselgruppe (Flores und Corvo) eingeteilt. 600 Kilometer liegen zwischen der östlichsten und der westlichsten Insel, 300 Kilometer trennen die nördlichste von der südlichsten.

Verwaltungstechnisch bilden die Azoren seit 1976 eine autonome Region Portugals, die Região Autonóma dos Açores. Trotz ihrer vergleichsweise großen Entfernung vom europäischen Festland sind die Azoren somit als Teil Portugals der Europäischen Union zugehörig. Währung ist auch hier der Euro.

Die Azoren sind eine kleine Welt für sich. Wer Ruhe, Erholung und intensive Naturerlebnisse sucht, ist hier bestens aufgehoben. Die Azoren zu charakterisieren, ist in wenigen Worten fast unmöglich: kilometerlange blühende Hortensienhecken, tiefblaue Kraterseen, historische Städtchen, Wale & Delfine, idyllische Küsten, sattgrüne Weiden mit glücklichen Kühen, rauschende Wasserfälle, wildromantische Höhenzüge, schnuckelige Fischerdörfer, beeindruckende Vulkankrater.

Die Auflistung ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. Die landschaftliche Schönheit der Azoren ist unvergleichlich! Jede der Inseln hat ihren eigenen Charme: Naturparadiese mit gewaltigen Kratern erloschener Vulkane, imposante Ausblicke auf Land und Meer, historische Orte und Jahrhunderte alte Traditionen. Aufgrund des großen Vorkommens an Walen und Delfinen - einige Arten leben hier, einige legen eine Fresspause auf ihrer Durchreise ein - haben sich die Azoren zu einem weltbekannten Gebiet für Wal- und Delfinbeobachtung gemausert. Irgendwie sind die Azoren aber auch eine Reise ins Unbekannte. Sie sind keine Massentourismus-Destination. Überfüllte Hotels und große Touristenhorden sucht man glücklicherweise vergeblich. Stattdessen erwarten einen großartige Wander- und Radfahrmöglichkeiten, viel Ruhe, Seefahrer-Romantik und sportliche Aktivitäten wie Tauchen, Segeln, Kanufahren oder Canyoning. Manche sprechen von den Azoren als Überreste des sagenumwobenen Atlantis...

Im Magazin "National Geographic Traveller" wurden die Azoren von 522 Experten zur weltweit zweitbesten Insel-Destination im Bereich nachhaltiger Tourismus gewählt - dabei standen 111 Inseln zur Auswahl. Das will was heißen! Im Frühjahr 2012 bewertete die Coastal- and Marine Union (EUCC) rund 1.000 Touristenziele von Skandinavien bis zum Mittelmeer in den Kategorien Natur, Umwelt, Identität und Sozioökonomie. Hierbei gewannen die Azoren den ersten Platz und wurden mit dem goldenen Preis als Reiseziel mit Qualität und Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

Allgemeines

Wirtschaft

Die Landwirtschaft und das Meer gelten auch heute noch als wichtigster Geldgeber für die Inseln. Nahezu alles, was industriell gefertigt wird, muss importiert werden. Die Menschen sichern sich ihr Überleben durch einen engen familiären Zusammenhalt, durch Geldüberweisungen von Verwandten aus dem Ausland und erhalten ihre Grundversorgung durch ein eigenes bewirtschaftetes Stückchen Land.

Die Azoren hängen am Tropf der Europäischen Union. Durch großzügige Subventionen zählt die Inselgruppe inzwischen nicht mehr zu den ärmsten Regionen Europas. Der Fortschritt der Inseln, ob im Bereich Infrastruktur oder Bildung, war und ist in erster Linie diesen EU-Geldern zu verdanken. Fast alle öffentlichen Bau- und Renovierungsarbeiten werden mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) realisiert.

Über 50% der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft, was in erster Linie Vieh- und Milchwirtschaft heißt. Der Agrarsektor ist somit der bedeutendste Wirtschaftszweig der Azoren. Molkereiprodukte (überwiegend Käse) und lebende Rinder machen den Hauptanteil aller Exporte aus, rund 70%. Angebaut hingegen wird im Normalfall nur das, was man für den Eigenbedarf benötigt oder wofür eine weiterverarbeitende Industrie besteht.

Fischerei heißt in erster Linie Fang und Verarbeitung von Thunfisch. Seit 2005 darf dieser nicht mehr mit Netzen gefangen werden, da der Fang mit Leinen und Haken den Beifang von Delfinen und Haien verringert und die Korallenriffe schützt. Umweltschützer bezeichnen die Azoren deswegen als eine der wenigen Regionen, in der weitgehend nachhaltig gefischt wird. Doch noch ist nicht alles perfekt, an den Haken schnappen auch Meeresschildkröten nach den Ködern und sterben. Es wird jedoch daran geforscht, die Haken so zu formen, dass auch dieses Problem behoben werden kann. Thunfisch wird auf den Azoren weiterverarbeitet und exportiert. Weitere Fischarten dienen hauptsächlich zur eigenen Versorgung und zur Belieferung der Supermärkte und Restaurants.

Ein weiterer Wirtschaftszweig besteht im Tourismus, der Jahr für Jahr eine wichtigere Rolle einnimmt.

Ein Großteil der industriellen Produktion findet auf São Miguel statt. Es wird Tabak verarbeitet, Tee angebaut, Bier gebraut, Zucker verarbeitet und Ananas angebaut. Die Teeplantagen gelten als die einzigen, die es in Europa noch gibt. Der Anbau von Ananas in Gewächshäusern ist weltweit einmalig. Auf den zahlreichen Obstplantagen findet man viele Maracuja-Früchte, die als Likör weiterverarbeitet werden.

Flora und Fauna

Flora 

Die Azoren sind wie ein gigantisches Gewächshaus. Die ursprüngliche Vegetation bestand zum Großteil aus Lorbeerwäldern und Baumheiden, die heute nur noch ansatzweise zu sehen sind. Die ersten Siedler haben auf allen Inseln weite Teile schnell gerodet und in Weideland und Äcker umgewandelt. So findet man echte heimische Arten aus früheren Zeiten meist nur noch an schwerer zugänglichen Stellen und in Gebieten, die nicht als Weideland genutzt werden.

Den Pflanzenreichtum verdanken die Azoren, allen voran die westlichste Insel Flores, ihrer Lage. Fast drei Viertel aller heutigen Pflanzen wurden auf dem Archipel eingeführt. Auf ihrem Weg von oder nach Amerika machten Zugvögel immer wieder Zwischenstopp auf den Inseln. Dabei brachten sie in ihrem Gefieder ganz unbeabsichtigt die verschiedensten Samen mit. In dem idealen immerfeuchten Klima gedeihen die Samen besonders gut – wie in einem Gewächshaus. Ein Samenkorn muss nur in den Boden gelangen, danach darf es sich selbst überlassen werden. Aber auch die früheren Großgrundbesitzer und reichen Orangenbarone haben ihren Teil dazu beigetragen: als Zierpflanzen ließen sie allerhand Gewächse für ihre Privatgärten einschiffen, die sich im Laufe der Jahrhunderte vermehrten und auswilderten.

Die Hortensie ist die wohl bekannteste Blume der Azoren. Sie gehört zwar nicht zur ursprünglichen Vegetation, hat sich aber inzwischen in hohen Hecken überall breit gemacht und ist das Aushängeschild des Archipels. Ihre Blütenpracht in blau, lila oder weiß zeigt sie im Juli und August. An sonnenreichen Stellen sieht man die ersten Blüten ab Anfang Juni, in sonnenärmeren Lagen auch bis weit in den September hinein.

Neben der Hortensie lassen sich die in allen Farben blühenden Azaleen, Agapanten, Girlandenblumen, Aronlilien, Kamelien, Lilien, wilde Callas, das Blumenrohr Canna und viele weitere Sommerblüher bestaunen. Im Frühherbst fallen die rosa blühenden Belladonna-Lilien auf, die überall an Straßen- und Wegrändern wachsen.

Das milde und feuchte Klima lässt auch exotische Pflanzen, wie Palmen und Farne wachsen. Einzelne Inseln besitzen in geschützten Gegenden ein besonderes Mikroklima, in dem auch Bananen, Ananas, Orangen oder Wein gut gedeihen. Weit verbreitet ist die Japanische Sicheltanne. Ihr Holz ist für die Verarbeitung im Bau sehr gefragt, weshalb sie großflächig zur Nutzholzgewinnung aufgeforstet wird.

Insgesamt findet man auf den Azoren rund 850 verschiedene Blüten- und Farnpflanzen, über 50 davon gelten als endemisch. Die vielen Moose in den höheren Lagen sind ein Indikator für beste Luftverhältnisse. Über 400 Arten hat man bisher festgestellt.

Fauna

Im Vergleich zum Artenreichtum der Pflanzen gibt es nur relativ wenige Arten von Tieren. Vögel sind die einzigen ursprünglichen Tiere, die auch heute noch in einer Vielzahl vorkommen. Der Priolo, eine Gimpelart, lebt nur hier und ist geschützt. Doch es sind hauptsächlich Zugvögel, die auf dem Archipel überwintern und nisten. Nachts sind die Gelbschnabel-Sturmtaucher mit ihrem eigenartigen Geschrei nicht zu überhören. Ein beliebter Laut, um ihn mit dem Handy aufzunehmen und als sehr individuellen Klingelton zu nutzen.

Unter den Säugetieren ist das Rind am häufigsten anzutreffen. Es wurde ebenso wie Hund und Katze direkt bei der Besiedelung im 15. Jahrhundert eingeführt. Auch Ziegen sind ein weiteres Nutztier der Inseln. Auf sonnigen Steinen huschen gerne kleine Eidechsen umher, im Unterholz leben Igel und wie allerorts kleine Nager. Wilde Kaninchen sind aufgrund der Ermangelung an Feinden inzwischen zu einer regelrechten Plage auf den Inseln geworden.

Gefährliche oder giftige Tiere gibt es auf den Azoren keine. Auch Schlangen oder Skorpione haben glücklicherweise den Weg hierher noch nicht gefunden.

Die Artenartmut an Land wird durch eine üppige Meeresfauna wettgemacht. Kugelfische, Zackenbarsche, Papageienfische, Barrakudas, Rochen, Muränen und viele mehr findet man in den Gewässern, auch kleine Haie und Meeresschildkröten ziehen vorbei. Hinzu kommen über 20 verschiedene Wal- und Delfinarten. Dazu gehört auch der Pottwal, der noch bis in die 1980er Jahre gejagt und industriell verarbeitet wurde.

Geologie und Geographie

Die Inseln der Azoren sind nur die Spitze eines rund 8.000 Meter hohen Meeresgebirges, alle sind sie vulkanischen Ursprungs. Vulkangestein lässt sich nur schwer datieren, doch mit ca. 8 Millionen Jahren ist Santa Maria die älteste der Inseln, Pico mit ca. 300.000 Jahren die jüngste. Der gleichnamige Vulkan auf der Insel Pico ist mit 2.351 Metern die höchste Erhebung Portugals.

Die Azoren liegen auf 36° 43′ bis 39° 56′ N und 24° 46′ bis 31° 16′ W und umfassen eine Grundfläche von 2.330 Quadratkilometern. Damit sind alle Inseln zusammen kleiner als vergleichsweise Mallorca mit einer Gesamtfläche von über 3.500 Quadratkilometern. Sie sind Teil des Mittelatlantischen Rückens und liegen an der Plattengrenze zwischen der Eurasischen und der Afrikanischen Platte. Die westlichsten Inseln Flores und Corvo gehören geologisch bereits zur Nordamerikanischen Kontinentalplatte, weswegen sie sich jährlich im Schnitt um etwa 1,5 Zentimeter von den restlichen Inseln entfernen. Mit ihrer Lage südlich des 40. Breitengrades befinden sich die Azoren ungefähr auf der Höhe Siziliens.

Die Inseln liegen weit verstreut im Atlantik. Sie sind etwa 1.500 Kilometer von Portugal und 4.000 Kilometer von Nordamerika entfernt. Die kürzeste Entfernung (Insel Flores) zum nordamerikanischen Festland (Neufundland in Kanada) beträgt 2.342 Kilometer. Der kleinste Inselabstand befindet sich mit 6 Kilometern zwischen Pico und Faial, der größte mit 550 Kilometern zwischen Corvo und Santa Maria. Aufgrund ihrer verstreuten Lage werden die Inseln in eine Ostgruppe (São Miguel und Santa Maria), eine Zentralgruppe (Graciosa, Terceira, São Jorge, Faial und Pico) und eine westliche Inselgruppe (Flores und Corvo) eingeteilt. Bis auf Santa Maria und Graciosa sind alle Inseln bergig, ihr Anteil von Fläche über 300 Meter über dem Meer beträgt zwischen 45 und 70 Prozent.

Für Vulkanologen sind die Azoren ein einzigartiges Forschungsgebiet. Die Entstehung des Atlantiks und der Azoren ist unmittelbar verbunden mit der Bewegung der Erdplatten. Vor ca. 200 Millionen Jahren bildete sich durch Auseinanderdriften von Platten jenes Becken, in dem sich heute der Atlantik ausbreitet. Diese Bewegung dauert nach wie vor an und vergrößert den Ozean jährlich um etwa 2,5 Zentimeter. An Nahtstellen zwischen den tektonischen Platten kann Magma aufsteigen und an die Oberfläche treten. Geschieht dies über mehrere Millionen Jahre hinweg, türmt sich immer mehr Lava auf und es entsteht ein submariner Vulkan, der irgendwann über den Meeresspiegel hinausragt. Eine neue Insel ist entstanden.

Die Vulkane der Westgruppe gelten als nicht mehr aktiv, ebenso wie die Vulkane von Santa Maria und Graciosa. Alle anderen gelten als aktiv und die Inseln wurden seit ihrer Besiedelung im 15. Jahrhundert immer wieder von Ausbrüchen heimgesucht. Knapp 30 Ausbrüche haben sich seither ereignet, etwa die Hälfte davon an Land, die anderen vor den Inseln im Meer. Der letzte wissenschaftlich gesicherte Ausbruch fand zwischen 1998 und 2001 vor der Westspitze Terceiras statt. Unvergessen ist auch der Ausbruch auf Faial im Herbst 1957, der fast ein Jahr andauerte und die Insel vergrößerte. Fast ein Viertel der Bevölkerung verließ damals die Insel.

Politik

Die Azoren sind Teil des portugiesischen Staatsgebiets. Seit 1976 haben sie autonomen Status und nennen sich Região Autonôma dos Açores. Somit haben sie eine eigene Regierung, sind aber dennoch von Kontinentalportugal abhängig. Die Flagge besteht aus zwei senkrechten Streifen in Blau und Weiß. Der Mäusebussard darin ist an die Vögel angelehnt, die zur Entdeckerzeit für Habichte gehalten wurden und der Inselgruppe ihren Namen gaben. Umrahmt wird er von 9 goldenen Sternen, einer für jede bewohnte Insel. Die Zugehörigkeit zu Portugal verkörpert das portugiesische Wappen. Die Flagge darf allerdings nur neben der portugiesischen gehisst werden, auch das ein Zeichen der Abhängigkeit und Zugehörigkeit. Die Inseln gliedern sich in drei Verwaltungsdistrikte: São Miguel und Santa Maria (mit der Distrikthauptstadt Ponta Delgada), Graciosa, Terceira und São Jorge (mit der Distrikthauptstadt Angra do Heroísmo), sowie Faial, Pico, Flores und Corvo (mit der Distrikthauptstadt Horta). Diese drei großen Distrikte unterteilen sich in 19 Kreise, so genannte Conçelhos, mit je einem Hauptort, etwa mit Kreisstädten zu vergleichen. Alles in allem gibt es in diesen 19 azoreanischen Kreisen 149 Gemeinden, so genannte Freguesias.

Da man sich nicht auf eine gemeinsame Hauptstadt einigen konnte, wurden schließlich drei Städte mit Regierungsaufgaben bedacht. Die regionale Regierung der Azoren mit ihrem Präsidenten hat ihren Sitz in Ponta Delgada, das Parlament tagt in Horta und der Minister der Republik regiert in Angra do Heroísmo. Das Parlament hat 52 Abgeordnete aus allen Inseln und wird alle vier Jahre gewählt. Mit fünf Abgeordneten sind die Azoren im Nationalparlament in Lissabon vertreten.

Geschichte

Offiziell wurden die Azoren von Schiffen des portugiesischen Prinzen Heinrich des Seefahrers zwischen 1427 und 1452 entdeckt. Es existieren allerdings ältere Seekarten mit Markierungen, die durchaus die Azoren darstellen können. Flamen und Portugiesen, Adlige und Bauern machten sich auf, die Inseln zu besiedeln. Sie brachten Kühe und Pflanzen mit, rodeten die Inseln und bewirtschafteten sie. Bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts waren fast alle Siedlungen entlang der Küsten gegründet und befestigte Häfen angelegt.

Im 16. Jahrhundert waren die Azoren ein beliebtes Angriffsziel von Piraten. Schätze versanken nach blutigen Seeschlachten auf dem Meeresboden, Dörfer wurden zerstört. Vulkanausbrüche und Erdbeben taten ihr Übriges. Da die Färbereien und Tuchhersteller in Flandern nach Farbstoffen verlangten, die aus Pastell und der Färberpflanze Urzella hergestellt werden konnten, wurden immer mehr Getreideanbauflächen zu Gunsten des Pastells aufgegeben. Ende des Jahrhunderts kam es zu einer großen Hungersnot. Zudem annektierte 1580 Spanien Portugal, die Regentschaft dauerte 60 Jahre. An den Azoren waren die Spanier allerdings nur mäßig interessiert. Ausnahme bildete der Hafen von Angra do Heroísmo auf Terceira, der auch für die spanischen Schiffe ein Stützpunkt im Atlantik war.

Die spanische Herrschaft bedeutete für den Archipel eine wirtschaftliche Blütezeit, da fast alle Schiffe der iberischen Kolonialmächte die Inseln anliefen. Als aber Portugal wieder unabhängig wurde, verloren die Azoren ihren Handelsposten. Mit der Einführung des billigeren Indigos aus Amerika ließ auch die Nachfrage nach Färberpflanzen nach. In der Folgezeit wurden die Azoren als Kolonie Portugals behandelt, die Verwalter kamen alle vom Festland, und das Wohl der Azoreaner lag nur wenigen am Herzen.

Im 18. Jahrhundert begann sich der Archipel zu einem wichtigen Walfangzentrum zu entwickeln. Amerikanische Walfangboote gingen vor den Azoren auf Jagd, kauften an Land Verpflegung und heuerten mutige Männer an. Wenig später gingen die Azoreaner mit eigenen Flotten auf die Jagd nach den Pottwalen, die im Anschluss direkt verarbeitet wurden. Erst in den 1980er Jahren wurde der Walfang eingestellt.

Das 19. Jahrhundert brachte bescheidenen Reichtum auf die Inseln. Der Walfang und der Anbau von Orangen, Tee und Tabak gewannen an wirtschaftlicher Bedeutung. Die ersten Dampfschiffe pendelten zwischen Lissabon und den Azoren und bildeten den Anfang der Transatlantikschifffahrt. Gegen Ende des Jahrhunderts wurde die Insel Faial zum Knotenpunkt für Telefonkabel zwischen Europa und Amerika und brachte Leben, Geld und ein internationales Publikum auf die Insel.

Auch im 20. Jahrhundert blieben die Azoren eine wichtige Brücke zwischen der alten und der neuen Welt. Schiffe und Wasserflugzeuge, Unterseekabel und Telefongespräche liefen über die Azoren. Amerikaner und Alliierte nutzten die günstige geostrategische Lage und bauten Militärstützpunkte und Flughäfen.

1932 wurde Salazar Ministerpräsident in Portugal, die lang anhaltende Militärdiktatur war geboren. Er scherte sich nicht um die Inseln und überließ sie einer skrupellosen Geheimpolizei, die jegliche Opposition unterdrückte und dafür sorgte, dass die Bevölkerung in Unwissenheit lebte. Während der Regierungszeit Salazars herrschte in fast jeder Hinsicht Stillstand auf den Azoren, vergessen lag der Archipel inmitten des weiten Atlantiks. 1974 kam es zur so genannten Nelkenrevolution in Portugal, die Diktatur wurde beendet. Auf den Azoren hatte sich schnell eine Partei gegründet, die – als Reaktion auf Jahrzehnte lange Ausbeutung und Nichtbeachtung – für eine Unabhängigkeit vom portugiesischen Staat kämpfte. Um dieser Bewegung den Wind aus den Segeln zu nehmen, wurden die Azoren mit dem Inkrafttreten der demokratischen Verfassung in Portugal 1976 zur autonomen Region erklärt.

Inseln

Pico

Vulkane, tiefschwarzes Lavagestein, Wein und viele Wale 

Pico  ist die zweitgrößte Insel der Azoren. Sie ist durch den Canal do Faial von der nur ca. sechs Kilometer entfernten Insel Faial getrennt. Auf Pico befindet sich der höchste Berg Portugals, welcher der Insel ihren Namen gab. Ein majestätisch thronender Vulkankegel mit einer Höhe von 2.351 Metern, der häufig einen Hut aus Wolken trägt. Die Erklimmung des Berges ist ein einmaliges – wenngleich auch anstrengendes – Erlebnis. Die Mühen des Auf- und Abstieges (gute Kondition erforderlich) werden mit einer fantastischen Weitsicht auf die Inseln der Zentralgruppe belohnt.  Schwefeldämpfe am Gipfel erinnern daran, dass der Vulkan aktiv ist. Aber er schlummert tief und fest, bewacht von Wissenschaftlern. Der letzte Ausbruch erfolgte 1718.
Pico ist 42 Kilometer lang und 15 Kilometer breit, die Oberfläche beträgt 447 Quadratkilometer.  Östlich des Pico erstreckt sich eine komplett unbesiedelte Hochebene mit kleineren Vulkankegeln und -kratern, auf der größere Rinderherden gehalten werden sowie einige Seen tiefblau schimmern. Auf Pico leben etwa 15.000 Menschen. Die Insel wird von einer Ringstraße in Küstennähe umrundet, an der die Ortschaften liegen. Neben Madalena, dem Hauptort der Insel, direkt gegenüber der Insel Faial im Westen gelegen, sind Lajes do Pico im Süden und  São Roque do Pico an der Nordküste von Bedeutung. Dies sind die drei größten Orte der Insel, die auch gleichzeitig die drei Verwaltungsbezirke bilden.

Vulkane und Wein

Auf Pico gibt es viele Vulkanhöhlen, so auch die Gruta das Torres, die längste Lavaröhre Portugals, die inzwischen zu einem Teil offiziell begehbar ist. Sie befindet sich in der Nähe von Madalena und ist definitiv einen Besuch wert (geführte ca. 1-stündige Touren).

Den Boden der Insel bildet tiefschwarzes Lavagestein, weshalb Pico auch den Beinamen Ilha Negra, schwarze Insel, trägt. Die Steine sind das traditionelle Baumaterial auf Pico. Man findet ganze Dörfer aus dunklen Natursteinhäusern, die oft farbige Tür- und Fensterrahmen haben. Besonders an der Nordküste, beginnend ab Madalena, lässt sich an den Küstenabschnitten das Lavagestein, oft noch mit sichtbaren Spuren fließender Lava, bestaunen. Dies ist auch das Gebiet der berühmten Weingärten. Schwarze Lavasteinmauern durchziehen die Gegend, die die Weinfelder vor Wind schützen und Wärme speichern. Das Weinanbaugebiet gehört inzwischen zum Weltkulturerbe der UNESCO. Hier bauen die Winzer seit Jahrhunderten in mühevoller Handarbeit Wein an. Die Blütezeit des Weinhandels erlebte Pico bis Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Wein der legendären Verdelho-Traube bis in das Zarenhaus Russlands exportiert wurde. Wissenswertes zur Geschichte des Weines kann man im Weinmuseum in Madalena erfahren, das in einem alten Karmeliterkloster untergebracht ist. Dort wachsen im Garten auch die größten Drachenbäume der Insel.

Wale

Einen wichtigen Aufschwung erlebte die Insel im 18. Jahrhundert. Grund war der große Bestand an Pottwalen in den Gewässern rund um die Insel. Pico war die Insel der Walfänger. Es begann mit amerikanischen Walfangbooten, die Besatzung anheuerten. Die Männer Picos galten als besonders mutig. In nur 10 Meter langen Booten wagten sich die Männer hinaus auf’s Meer und jagten die riesigen Meeressäuger mit Harpunen. Ein nicht ungefährlicher Job. 1983 wurde endlich der Walfang auf den Azoren eingestellt. Zwei Museen zeigen interessant und ausführlich die Geschichte und Bedeutung des Walfangs: das Museo dos Baleiros in Lajes und das Museu Industrial da Baleia in São Roque, eine ehemalige Walverarbeitungsfabrik mit Originalmaschinen.
Doch auch heutzutage spielen Wale und Boote eine große Rolle. Nicht mehr als Gejagte und Jäger, sondern als Beobachtete und Beobachter. Über 20 verschiedene Wal- und Delfinarten kann man rund um Pico beobachten, was die Insel zu einem der weltweit besten Reviere für Wal- und Delfinbeobachtung macht. Nicht häufig auf der Welt finden Wale so gute Bedingungen: über 3.000 Meter tiefes und sauberes Wasser sowie, bedingt durch den Fischreichtum, genügend Nahrung – Grund genug, um die Gewässer als Lebensraum zu wählen, oder auf der Durchreise von Süd nach Nord bzw. umgekehrt eine Pause einzulegen. Selten kann man den sanften Meeresriesen so nahe sein wie hier. Deshalb kommen Wissenschaftler, Fotografen und Touristen aus aller Welt zu einem unvergesslichen Whale Watching-Erlebnis auf die Insel, für viele auch das Highlight ihres Azoren-Urlaubs. Walbeobachtungstouren finden ab Madalena und Lajes statt und sind in der Regel halbtägig.

São Miguel

Heiße Quellen, legendenbehaftete Kraterseen und städtisches Leben

São Miguel ist die größte, bevölkerungsreichste und bedeutendste Insel der Azoren. Sie zählt zur Ostgruppe des Archipels und hat eine Fläche von 746,8 Quadratkilometern. Die Insel ist 63,7 Kilometer lang und 16,1 Kilometer breit. Auf São Miguel leben etwa 140.000 Menschen, rund 40.000 davon in der Hauptstadt Ponta Delgada. Im Gegensatz zu den anderen dünn besiedelten Inseln ist auf São Miguel alles ein bisschen anders. Hier kennt nicht jeder jeden, das Leben ist anonymer, es herrscht fast Festlandmentalität. Die Orte sind größer, die Preise liegen im Vergleich etwas höher, und die Insel ist wie keine andere touristisch erschlossen.

Wie alle Azoreninseln, so beeindruckt auch São Miguel hauptsächlich mit seinen Naturschönheiten. Imposante Kraterseen, eindrucksvolle Felsformationen, grasüberzogene Vulkankegel und brodelnde Heißwasserquellen erinnern an den vulkanischen Ursprung der Insel. Aber auch Ananaspflanzen, die in Gewächshäusern gedeihen (einzigartig auf der Welt), eine Teeplantage (einzigartig in Europa) oder die Fabrik zur Herstellung von Maracuja-Likör sind einen Besuch wert.

Die Hauptstadt Ponta Delgada

Das touristische und wirtschaftliche Zentrum ist die Hauptstadt Ponta Delgada, eine Hafenstadt an der Südküste.  Sie ist nicht gerade ein Schmuckstück, auch wenn Klöster, Kirchen und Paläste einigen Gassen Charme verleihen. Die Stadt verfügt über den wichtigsten Hafen des Archipels und ist Zentrum der Banken, Versicherungen und anderer Dienstleister. Auch die wenigen Industriebetriebe und diplomatischen Vertretungen sind in und um die Hauptstadt angesiedelt. Vielerlei Geschäfte, große Hotels, Stadtbusse und stockender Verkehr sorgen für einen urbanen Charakter. Ponta Delgada ist eine interessante Zwischenstation, doch sollte man die Stadt nicht als ständigen Standort eines São Miguel-Aufenthaltes wählen. Auf dem Land oder in Küstendörfern ist es allemal schöner, ruhiger und authentischer.

Die Kraterseen bei Sete Cidades und die „blauen Tränen einer Prinzessin“

Die malerischen Vulkanseen Lagoa Azul und Lagoa Verde im Westen zählen zu den landschaftlichen Höhepunkten der Insel. Vom Aussichtspunkt Vista do Rei am Rande der Caldeira das Sete Cidades  lassen sie sich in ihrer vollen Schönheit bestaunen. Der riesige Krater, mit über 12 Kilometer Umfang einer der größten der Azoren, soll etwa zur Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden sein.  Der See Lagoa Verde verdankt den Namen seinem grünlichen Schimmern bei Sonnenschein, das durch Reflexion der steilen, bewaldeten Kraterwand verursacht wird. Durch eine schmale Brücke getrennt liegt daneben der Lagoa Azul, der blaue See. Auch das verträumte Dorf Sete Cidades, um das sich zahlreiche Legenden ranken, ist einen Besuch wert. Hier sind Hektik und Lärm der Hauptstadt weit weg.

Zwei nebeneinander liegende Seen unterschiedlicher Farbe, der Ortsnamen „Sieben Städte“, ein Ort in Schönheit und Abgeschiedenheit: wenn nicht hier, wo sollten dann Legenden und Märchen entstehen? Es war einmal eine Prinzessin, erfüllt von Liebe zu einem armen Hirten. Jahrelang sollen sich die beiden an jener Stelle getroffen haben, an der heute eine kleine Brücke die Seen verbindet. Eines Tages aber erschien ein junger Prinz vor dem König der Sieben Städte und hielt um die Hand der schönen Prinzessin an. Der König willigte in die Vermählung ein – ganz gegen den Willen seiner Tochter, die sich erbittert sträubte. Der König verbot ihr daraufhin, sich weiter mit dem Hirtenjungen zu treffen. Heimlich verabredeten sie sich noch ein letztes Mal. Beide weinten bitterlich. Aus den blauen Augen der Prinzessin und aus den grünen des Hirten flossen so viele Tränen, dass sich zwei Seen füllten…

Das Tal von Furnas

Auch ein Besuch des Furnas-Tales, eines lange erloschenen Kraters, zählt zu den Höhepunkten der Insel. Das von schönen Parkanlagen umgebene gleichnamige Städtchen darin ist eine Mischung aus gepflegtem Kurort und beschaulichem Bauerndorf, der nahe See lädt zum Entspannen ein. An seinem Ufer wird das traditionelle Gericht Cozido, eine Art Eintopf, in Erdlöchern mit natürlicher Wärme gegart. Im Dorf und am See beeindrucken dampfende Fumarolen. Wer Ruhe und Erholung auf São Miguel sucht, kann kaum einen besseren Ort als Furnas wählen.

Der dortige Parque Terra Nostra ist ein Stück Paradies. Er ist wohl die herrlichste Parkanlage der gesamten Azoren, in der man seltene Bäume und Pflanzen aus aller Welt betrachten kann. Ende des 18. Jahrhunderts ließ ein amerikanischer Orangenbaron rund um seine Villa verschiedene Bäume pflanzen, überwiegend aus seiner Heimat. Der Garten war geboren. Im 19. Jahrhundert dann ließen die nachfolgenden Besitzer die ersten Wasserläufe anlegen, vergrößerten die Fläche zu einer Parkanlage und ließen ausländische Gartenbauer von internationalem Rang für Ausbau und Pflege kommen. 1935 wurde im Park das Terra Nostra Hotel gebaut, und die Hotelleitung erwarb den gesamten Park und gestaltete ihn um. Das natürliche, konstant 38°C warme Thermal-Schwimmbecken, wurde auf seine heutige Größe erweitert. Bei der letzten Umgestaltung des Parks 1990 zählte man auf dem etwa 12 Hektar großen Gelände 2.485 Bäume aus Nord- und Südamerika, aus Australien, Neuseeland, China und Südafrika; daneben gedeihen noch eine Reihe endemischer Pflanzen, Azaleen, Farne und Rhododendron sowie diverse andere exotische Gewächse aus aller Welt.

Faial

Ein bedeutender Vulkanausbruch, eine beeindruckende Caldeira und das lebendige Städtchen Horta

Faial ist die fünftgrößte Insel der Azoren. Flächenmäßig mit 173 Quadratkilometern also eher wenig von Bedeutung. Sie wirkt mit einer Breite von 14 und einer Länge von 21 Kilometern ziemlich rund. Die Inselmitte bildet die imposante Caldeira, ein majestätischer Einsturzkrater; dort befindet sich auch die höchste Erhebung der Insel mit einem fantastischen Rundumblick. Die Rundwanderung entlang des Kraterrandes, dessen Kessel etwa 400 Meter tiefer liegt, ist lohnenswert. Das gesamte Gebiet steht unter Naturschutz, so dass sich eine vielfältige Pflanzenwelt entwickeln konnte. Von den 15.000 Einwohnern der Insel leben allein 6.500 im Hauptstädtchen Horta,  dem unbestrittenen Zentrum der Insel und Sitz des azoreanischen Parlaments.

Faial wird wegen der vielen blau blühenden Hortensienhecken auch Ilha Azul, blaue Insel, genannt. Die Besiedlung leiteten ab Mitte des 15. Jahrhunderts die Flamen ein. Alte, rote flämische Windmühlen sowie die Ortsnamen Flamengos (Flamen) und Horta (abgeleitet von Hurtere, dem ersten Flamen auf der Insel) zeugen noch heute davon. Auch ein Deutscher war übrigens unter den frühen Einwanderern: der Nürnberger Martin Behaim, der einige Zeit später seinen weltberühmten Globus erschuf, lebte mehr als 10 Jahre in Horta. Im Sommer 1867 kam auf einen Kurzbesuch auch der berühmte amerikanische Schriftsteller Mark Twain vorbei.

Horta – eine Stadt mit Vergangenheit und Zukunft

Horta spielte seit jeher, besonders im letzten Jahrhundert, eine besondere Rolle – mal als Zwischenstation für Transatlantikflüge, mal als Zentrum des Fernmeldewesens zwischen Europa und Amerika; heute liegt das charmante Städtchen Horta mit Weltenbummleratmosphäre und mit seinem internationalen Yachthafen auf der Segelroute jedes Transatlantik-Überquerers.

1885 wurde das erste Kabel von Lissabon nach Horta verlegt, bald darauf eines nach Amerika. Internationale Telegrafengesellschaften ließen sich nieder, und Horta wurde in Kürze zur fortschrittlichsten Stadt des Archipels.
1919 setzte das erste Wasserflugzeug im Hafen von Horta auf und leitete damit ein weiteres wichtiges Kapitel der Inselgeschichte ein. Die Zwischenlandung vor Faial stand bis zum Zweiten Weltkrieg auf dem Flugplan sämtlicher Transatlantikflüge.
Heutzutage ist Horta für Segler, insbesondere Atlantiküberquerer, ein absolutes Muss. Über 1.700 Segler kommen jährlich hier vorbei, verewigen sich mit kreativen und sehenswerten Malereien an den Hafenmauern und geben der Stadt ihr internationales Flair. Allabendlicher Treffpunkt auf einen Gin Tonic ist das Peter Café Sport, die wohl berühmteste Bar im Atlantik.

Horta ist zweifelsohne ein Ort mit Geschichte, der auch heute noch architektonisch mit seinen herrschaftlichen Gebäuden viel zu bieten hat und zu Recht zu den schönsten Städtchen der Azoren zählt. Neben einem ausgedehnten Stadt- und Hafenbummel und einigen Kirchenbesuchen lohnen sich auch die Museen, wie zum Beispiel das Heimatmuseum mit Kunst aus Feigenmark, das Walmuseum in einer alten Walverarbeitungsfabrik oder das Scrimshaw-Museum, Kunst auf Walzähnen. Im alten Hafenbecken Porto Pim lädt der große Stadtstrand zum Sonnenbaden ein.

Das Vulkangebiet von Capelinhos

Mitte September 1957 wurde an der Westspitze der Insel ein Erdbeben registriert. Weitere Beben folgten, dann eine submarine Explosion etwa einen Kilometer vor der Küste. Man wusste, ein neuer Vulkan war geboren. Das Meer brodelte, Asche wurde mehrere Kilometer hoch in die Luft geschleudert, der Westen der Insel wurde evakuiert. Ein Jahr lang tobte und spuckte der Vulkan, insgesamt mehr als 30 Tonnen Asche.
Heute ist Capelinhos eine noch nahezu vegetationslose Aschewüste, die einer Mondlandschaft gleicht. Beeindruckend und imposant ist das so genannte „Neue Land“, das durch den damaligen Vulkanausbruch entstanden ist. 2008 wurde an Ort und Stelle ein sehenswertes unterirdisches Vulkanmuseum und -informationszentrum mit grandioser Architektur eröffnet, das zu den besten Museen der Azoren zählt. Teil des Museums ist auch der alte verschüttete Leuchtturm, der ab der 2. Etage wieder ausgegraben wurde. Die 140 Stufen nach oben sind lohnenswert, man wird mit einem spektakulären Blick auf die Mondlandschaft, das Neue Land sowie das verschüttete Dorf auf dem Gelände belohnt.

São Jorge

Die Wanderinsel

São Jorge zählt zu der Zentralgruppe der Azoren. Die Insel ist 233,5 Quadratkilometer groß und liegt 56 Kilometer lang gestreckt und bis zu acht Kilometer breit zwischen den Nachbarinseln Graciosa und Terceira im Norden, Faial im Westen und Pico im Süden. Ein durchschnittlich 700 Meter und in der höchsten Erhebung 1.053 Meter hoher Gebirgsrücken bildet das Rückgrat der Insel. Südlich und nördlich fällt sie steil ab. Entsprechend atemberaubend sind die Ausblicke. Hauptstadt ist Velas mit etwa 1.900 Einwohnern, wo alte Herrenhäuser noch von edler Vergangenheit zeugen. Die sehenswerte und mehrfach erweitere Kirche wurde bereits im 15. Jahrhundert angelegt. Auf São Jorge leben insgesamt rund 9.000 Menschen, von denen auch noch heute viele von Milch- und Fleischwirtschaft leben.

Käse, Kaffee und Handarbeit

Der Käse der Insel ist weithin bekannt und wird auch in Nordamerika verkauft. Die salzhaltige Luft und die immergrünen Hochweiden geben ihm seinen besonderen Geschmack. Älteste Käserei ist die Cooperativa da Beira, die 1927 gegründet wurde. Die Käserei hat einen eigenen Verkauf und kann – sofern gerade Personal zum Herumführen zur Verfügung steht, besichtigt werden. Ein Rundgang durch die Fabrik und die Lagerhallen, in der jeweils bis zu 30.000 Laibe Käse reifen, lohnt sich. Fast jeder Ort der Insel hat seine eigene Milchsammelstelle, es ist für die Bauern beschwerlich genug, zweimal am Tag auf die Weiden zu gehen, um die Kühe zu melken.

Auch traditionelle Handarbeit wird auf São Jorge großgeschrieben. Zu besichtigen ist dies im Ort Fajã dos Vimes: auf alten handbedienten Webstühlen werden dort noch Wandteppiche und Wolldecken gewoben, wie vor hundert Jahren. Im selben Gebäude ist ein kleines, einfaches Café. Der Kaffee dort schmeckt himmlisch. Fragt man den Besitzer, zeigt sich warum: hinter dem Gebäude erstrecken sich in der weitläufigen Gartenanlage unzählige Kaffeebäume.  Garteneigener und selbstgerösteter Kaffee – das besondere Mikroklima in den von Steilhängen geschützten Stellen macht dies, ebenso wie den Anbau von Bananen, in einigen Gegenden möglich.

Zu den Besonderheiten der Insel gehören vor allem auch die sogenannten Fajãs: abgelegene Siedlungen mit nur wenigen Einwohnern auf flachen, fruchtbaren Küsten-Ebenen über Geröllflächen unterhalb der Steilwände direkt am Meer. 46 gibt es davon auf São Jorge, allerdings sind inzwischen nicht mehr alle bewohnt. Man findet sie überall an der Süd- und Nordküste, meist sehr idyllisch gelegen, ein manches Mal sogar noch ohne Stromanschluss.

Ein Traum für Wanderer

São Jorge ist wie gemacht für Wanderer. Es ist wohl eher Zufall, dass „São Jorge“, der Namensgeber der Insel, auch Schutzpatron der Wanderer ist. Doch ist es passend und eine nette Anekdote. Die Insel ist kaum touristisch erschlossen. Die ursprüngliche Landschaft und herrliche Aussichtspunkte bieten grandiose (Weit-)Blicke und Fotomotive. Dazu kommt ein relativ dichtes Wegenetz – ob Eselspfade oder landwirtschaftlich genutzte Wege, das oftmals mit Wandermarkierungen versehen sind.
Einen Rundumblick hat man vom Pico da Esperança, dem höchsten Gipfel der Insel. Sein leichtes Erklimmen lässt sich in eine Wanderung auf dem Höhenrücken problemlos einbauen.  Auf São Jorge findet man vermutlich die schönsten Wanderungen auf den Azoren: ob auf dem Höhenrücken, hinunter in die vielen, heute nur noch teilweise besiedelten Küstendörfchen, oder von Fajã zu Fajã – für jede Kondition findet sich ein passender Weg.
Ein absolutes Muss für Wanderfreunde ist die Wanderung vom Hochland hinab bis zur Fajã de Caldeira de Santo Cristo, eine jener idyllischen Fajãs. In der dortigen Lagune gedeihen die berühmten Herzmuscheln der Insel. Die ursprünglichen Lorbeerwälder, der Weitblick in das Tal hinunter und über den Atlantik, unzählige Hortensienbüsche und einige Wasserfälle (einer davon mit Bademöglichkeit) machen diese Wanderung so einmalig und beliebt. Weiter geht der Weg dann entlang der Nordküste, durch ein verlassenes Dorf, bis zur Fajã dos Cubres. Die dortige Lagune ist inzwischen zu einem quakenden und bei Vögeln beliebten Feuchtbiotop geworden.

Terceira

Terceira – die Dritte: Renaissance, Vulkanhöhle und Strand

Terceira liegt im Zentrum der Azoren und ist wichtiges Drehkreuz für die Inseln der Zentralgruppe. Die mehr als 60.000 Bewohner verteilen sich auf eine Gesamtfläche von 397 Quadratkilometer – 29 Kilometer Länge und 17,5 Kilometer Breite. Die Hauptstadt Angra do Heroísmo liegt an der Südküste der Insel und gilt weithin als schönste Stadt der Azoren. Dort und in der zweiten Stadt, Praia da Vitória, leben die meisten Menschen. Generell ist die Insel nur an der Küste besiedelt. Das Hinterland ist rau und wenig einladend zum Wohnen. Die Insel zeigt sich von Viehwirtschaft geprägt, sie ist von Äckern und in Trockenmauern eingefasste Weideflächen überzogen. Rund 50.000 Rinder grasen auf den Weiden, darunter auch einige Prachtexemplare, die für den Tourada à Corda, den Stierkampf auf der Straße, gezüchtet werden – eine Besonderheit der Insel. Jahrhunderte lang profitierte die Insel wie keine andere von den spanischen und portugiesischen Booten, die mit Kostbarkeiten aus aller Welt in der geschützten Bucht von Angra vor Anker gingen. Noch heute erinnern prächtige Bauten an die glanzvolle Epoche. Dieser Reichtum lockte die Piraten an – auch Sir Francis Drake tauchte vor der Insel auf. So wurden zum Schutz etwa 50 Befestigungen rund um die Insel erbaut, von denen einige noch heute sichtbar sind.
Terceira verdankt seinen Namen übrigens der Tatsache, dass die Insel im 15. Jahrhundert von portugiesischen Seefahrern als dritte Insel der Azoren entdeckt wurde. Zufälligerweise ist Terceira auch die drittgrößte Insel des Archipels – doch keinesfalls drittklassig.

Angra do Heroísmo – eine bedeutungsvolle Renaissance-Stadt

Angra wurde im 16. Jahrhundert gegründet und erhielt als erster Ort der Azoren Stadtrecht. Das große Zeitalter der Seefahrer, die fast alle in Angra halt machten, bescherte der Stadt einen rasanten Aufschwung. Eine blühende und prächtige Renaissance-Stadt entstand. Zweimal wurde die Inselmetropole in der Geschichte Portugals zur Hauptstadt des Landes ausgerufen. Im 19. Jahrhundert verlor Angra als wirtschaftliches, administratives und kulturelles Zentrum der Azoren allmählich an Bedeutung, während der Aufschwung von Ponta Delgada, heutiger Hauptstadt auf der Insel São Miguel, begann. 1983 wurde die Altstadt von Angra do Heroísmo von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Der Grund für die Aufnahme war, dass die Stadt bei der Erforschung der Weltmeere im 15. und 16. Jahrhundert ein bedeutendes Bindeglied zwischen den Kulturen Afrikas, Amerikas, Asiens und Europas war, was sich bis heute in ihrer Architektur widerspiegelt. Heute ist der schmucke historische Stadtteil, der sich rund um die Bucht erstreckt, mit Boutiquen und Cafés gespickt und Einheimische wie Touristen flanieren die Gassen entlang – vorbei an Palästen, Herrenhäusern, Klöstern und Kirchen. Der moderne Yachthafen lockt Segler aus aller Welt an – die Seefahrer von heute.

Was Terceira sonst noch bietet

Neben Angra gibt es eine weitere Stadt auf der Insel, Praia da Vitória. Praia heißt Strand, und in der Tat galt der etwa einen Kilometer lange Sandstrand bis in die 1980er Jahre als einer der schönsten der gesamten Azoren. Heute trennen zwei mächtige Dämme die Bucht vom offenen Meer – zum Schaden der Ästhetik, doch zum Nutzen der Wirtschaft. Neben der Vorzeigestadt Angra galt Paria da Vitória lange als graue Maus. Doch das Städtchen bekommt Charme, es gibt einige gute Unterkünfte, eine Strandpromenade wurde angelegt, Gassen wurden restauriert und eine Marina gebaut. Denn trotz der Dämme kommt man sich beim Baden nicht wie in einem Hafenbecken vor, und der Sandstrand vor der Haustür ist nach wie vor das Sahnehäubchen der Stadt.

Sehenswert ist auch, in der Inselmitte gelegen, die Vulkanhöhle Algar do Carvão. Sie ist 100 Meter tief und mehr als 2.000 Jahre alt. Über Treppen steigt man durch den einstigen Schlot eines erloschenen Vulkans ins Innere der Insel. Vorbei an Stalagmiten und Stalagtiten gelangt man an einen kleinen See. Die Höhle ist zugleich Heimat einer Spinnenart, die sonst nirgendwo auf der Welt vorkommt.

Für Wanderer sind andere Inseln sicherlich besser geeignet. Es gibt auch auf Terceira herrliche Wanderwege, doch kann die Insel landschaftlich mit Pico, São Jorge oder Flores nicht mithalten.

Graciosa

Windmühlen, Beschaulichkeit und eine einzigartige Vulkanhöhle

Graciosa, die Liebliche, ist die zweitkleinste Insel der Azoren. Sie bildet zusammen mit Faial, Pico, São Jorge und Terceira die Zentralgruppe des Archipels und liegt in dessen Norden. Die Insel umfasst eine Fläche von 60,84 Quadratkilometern und hat eine annähernd ovale Form. Die größte Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 10 Kilometer, die größte Ost-West-Ausdehnung 7 Kilometer. Hauptort der Insel ist Santa Cruz da Graciosa mit etwa 1.800 Einwohnern, die gesamte Insel bewohnen nur gut 5.000 Menschen. Graciosa ist nicht nur klein, sondern auch relativ flach. Die höchste Erhebung beträgt 402 Meter. Dadurch unterscheidet sie sich von den anderen Inseln des Archipels: das Inselinnere ist besiedelt, nicht alle Dörfer liegen an der Küste. Die auf den anderen Inseln weit verbreiteten Hortensienhecken sind auf Graciosa eher eine Ausnahme, dafür sieht man immer wieder Windmühlen. Früher waren es mal rund 30, heute sind davon noch drei in Betrieb. Sie erinnern mit ihrer Bauweise an Windmühlen aus Flandern und stellen ein beliebtes Fotomotiv dar. Auch wird vergleichsweise wenig Viehwirtschaft betrieben. Es geht fast überall auf der Insel bescheiden und beschaulich zu. Pferde und Esel sind nach wie vor die wichtigsten Transportmittel, Kühe haben eigene Verkehrsschilder. Die schönsten Orte und Sehenswürdigkeiten der Insel lassen sich per Mietwagen spielend an einem Tag entdecken.

Caldeira und Furna do Enxofre

Doch nicht alles auf der Insel ist lieblich und beschaulich. Im Süden befindet sich die große Caldeira, ein Vulkankessel mit etwa 1,2 Kilometer Durchmesser, in deren Mitte die Hauptattraktion Graciosas liegt: die Furna do Enxofre, eine einzigartige Höhle, zu der man durch einen Treppenschacht inmitten eines Vulkanschlots hinabsteigen kann. Von Fachleuten wird sie als vulkanisches Wunder bezeichnet. Ein Besuch gleicht einer Reise in vergangene Zeiten, in die Unterwelt der Insel. Die Kulisse ist filmreif. Die letzten Ausbrüche allerdings liegen Ewigkeiten zurück. Der Vulkan, der Graciosa erschuf, wird heute als nicht mehr aktiv eingestuft. Im Inneren der Erde, nach 184 Stufen Abstieg, erwarten den Besucher stechende Schwefeldämpfe und ein dunkler See, aus dem einst die Bauern Wasser für ihr Vieh holten. Am besten eignet sich die Mittagszeit für einen Besuch, wenn das Sonnenlicht durch den Vulkanschlot fällt.
Sogar einen Prinzen aus Monaco zog die Höhle Ende des 19. Jahrhunderts in ihren Bann: der Ozeanforscher und Geologe Prinz Albert von Monaco, der Großvater des heutigen Fürsten, segelte 1879 über den halben Kontinent, um die Höhle zu erkunden – seinerzeit musste man den Abstieg noch über eine Strickleiter bewältigen.

Flores

Der Name der Insel ist Programm: Blumen

Flores ist die viertkleinste Insel der Azoren und liegt geographisch auf dem amerikanischen Festlandsockel. Auf einer Gesamtfläche von 143 Quadratkilometern – 11,5 Kilometer Breite und 16,5 Kilometer Länge – leben nur etwa 4.000 Menschen. Die Insel gilt aufgrund ihrer Lage als sehr sicher, seit Menschengedenken gab es keine Vulkanausbrüche mehr. Das Inselinnere mit hohen Bergen, rauschenden Bächen und beeindruckenden Wasserfällen ist menschenleer. Neben einigen kleinen Dörfern gibt es zwei größere Orte, Santa Cruz das Flores und Lajes das Flores. Aufgrund ihrer weit entfernten Lage zu den größeren Inseln des Archipels herrschte auf Flores lange Zeit große Armut und viele wanderten aus. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts kam die Moderne an, als die portugiesische Marine einen Stützpunkt auf der Insel errichtete und  die Franzosen eine Abhöranlage für den internationalen Funkverkehr. In der Folgezeit gab es deutliche Verbesserungen in der Infrastruktur, auch der Flughafen wurde gebaut. Doch die Fernsehpremiere auf der Insel, die gab es erst zur Fußball-Weltmeisterschaft 1986 – einer Zeit, zu der noch immer einige Insulaner noch nie in ihrem Leben Schuhe getragen hatten.

Der Westzipfel Europas – ein Paradies für Naturliebhaber

Fajã Grande ist das westlichste Dorf Europas – auch wenn, dies als kleine Anekdote – ein Ort in Kontinentalportugal selbiges für sich beansprucht. Fajã Grande ist ein traumhaft idyllisches Dorf mit schönen Wandermöglichkeiten, Badestellen im Meer und rauschenden Wasserfällen. Der Name Grande, was groß bedeutet, ist allerdings irreführend. Es geht hierbei nicht um die Größe des Ortes, sondern um die Größe der Fajã, der Landzunge an sich.

Auf Flores lässt sich eine einzigartige Pflanzenvielfalt und Farbenpracht bestaunen – dank sei den Zugvögeln, die die Samen in ihrem Gefieder mitbrachten. So steht es in einer Broschüre des azoreanischen Fremdenverkehrsamtes geschrieben: „grüne Weiden umgrenzt von üppigen Hortensienhecken, Wasserfälle, Kraterseen und Blumen und noch mehr Blumen machen die einzigartige Schönheit aus.“
Doch sind es nicht nur die Blumen, die diese Insel so einzigartig machen. Schroff abfallende Steilklippen, dichte Moosteppiche, endemische Lorbeerwälder, dicht beieinander liegende Kraterseen und bizarre Felsformationen gehören ebenso dazu. Es ist die Natur an sich, und die tiefe Ruhe und Gelassenheit, die über der gesamten Insel liegt.
Der Rocha dos Bordôes, man würde es mit „Stabfelsen“ übersetzen, ist wohl die beeindruckendste geologische Formation der gesamten Azoren. Die mehr als 200 riesigen senkrecht stehenden Basaltsäulen ragen bis zu 28 Meter in die Höhe.  Sie sind von atemberaubender Schönheit und ein wichtiges Wahrzeichen der Insel.

Wegen ihres geologischen, botanischen, landschaftlichen und kulturellen Reichtums steht Flores seit 2009, zusammen mit der Insel Corvo, auf der Liste der UNESCO-Biosphärenreservate.

Es ist nicht möglich, die schönste der Azoreninseln zu bestimmen, aber Flores steht ganz weit oben – auch wenn dort die meisten Niederschläge fallen und die heftigsten Winde wehen.

Corvo

Die Insel für einen Tagesausflug

Corvo ist die kleinste und nördlichste Insel, sie wurde aus nur einem Vulkan erschaffen. Dieser war allerdings zum letzten Mal vor etwa 2 Millionen Jahren aktiv. Die Insel, die nur 6,1 Kilometer lang und 3,8 Kilometer breit ist, hat eine Gesamtfläche von 17 Quadratkilometern. Sie liegt wie ihre Nachbarinsel Flores auf der amerikanischen Kontinentalplatte und entfernt sich durch den Kontinentaldrift  jährlich um wenige Zentimeter von Europa. Auf Corvo gibt es nur ein einziges Dorf, Vila Nova, mit weniger als 500 Einwohnern. Es ist die kleinste Gemeinde Europas mit Stadtrecht. Auch gibt es nur eine Straße außerhalb des Ortes, die nach etwa 7 Kilometern als Sackgasse in der Inselmitte, oben am beeindruckenden Einsturzkrater, endet. Der Krater ist imposant. 3,5 Kilometer umfasst er, ganz Corvo wurde aus diesem Vulkan geschaffen. Wegen seiner mächtigen Ausmaße wurde er nicht, wie üblich für einen Krater, „caldeira“ genannt, sondern „caldeirao“ – die männliche Form.

Die „Corvinos“, wie die Bewohner der Insel genannt werden, bilden ein Gemeinwesen der besonderen Art; seit eh und je sind sie eine verschworene Gemeinschaft, die sich gegenseitig hilft und kontrolliert. Denn bis in die 1980er Jahre hinein sind viele Corvinos aufgrund der abgeschiedenen Lage nicht über ihre Insel bzw. die Nachbarinsel Flores hinausgekommen. Mit dem Bau des Flughafens änderte sich dies und die Isolation begann sich zu lockern. Doch bis heute haben sie sich aufgrund der langen Abgeschiedenheit ihre altertümliche Sprache bewahrt, archaische Formen in ihrem Dialekt sind unverkennbar. Vor einigen Jahren wurde in Lissabon eine Studie durchgeführt: für die portugiesische Regierung wäre es billiger, alle Einwohner Corvos auf Lebenszeit in einem guten Hotel in Lissabon einzuquartieren, als eine funktionierende Infrastruktur auf der Insel aufrechtzuerhalten.

Corvo ist ein Paradies für und ein Geheimtipp unter Ornithologen. Viele verschiedenste Vögel kann man zwar auch auf anderen Inseln beobachten, doch auf Corvo muss man nicht nach ihnen suchen. Es gibt nur sehr wenige Bäume und Sträucher auf der Insel, die den Tieren als versteckte Rastplätze dienen könnten.
Zusammen mit der Nachbarinsel Flores steht Corvo auf der Liste der UNESCO-Biosphärenreservate.

Corvo lässt sich im Rahmen eines Tagesausflugs von Flores aus gut erkunden. Anreise am Vormittag mit dem Boot. Am besten lässt man sich dann hinauf an den Krater fahren. Der Blick hinein, daran entlang und in die Ferne ist beeindruckend. Gemütlich kann man dann auf der nur von wenigen landwirtschaftlichen Fahrzeugen befahrenen Straße zurück ins Dorf wandern. Dort lohnt sich ein kleiner Bummel durch die Straßen, auch gibt es Cafés und Kneipen. Am Nachmittag dann wieder mit dem Boot zurück. Allein die Überfahrt mit dem Boot ist ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Und mit Glück wird man dabei von lustig aufgelegten Delfinschulen begleitet.

Santa Maria

Sonne, Strand und Meer

Santa Maria ist die geologisch älteste Insel der Azoren und zudem die sonnigste. Sie ist mit etwa 97 Quadratkilometern die drittkleinste Insel des Archipels nach Corvo und Graciosa, etwa 5.500 Menschen leben auf ihr. Die flache westliche Inselhälfte wirkt nicht gerade einladend. Der Flughafen sowie ein Neubaugebiet bestimmen das Bild der weiten Ebene. Auch der Hauptort Vila do Porto erscheint nicht sonderlich gemütlich. Ganz anders präsentiert sich der bergige Ostteil der Insel. Verwunschene Wälder, kleine nette Häuser und einladende Buchten mit hellen Sandstränden prägen das Landschaftsbild. Auf der Insel geht es gemächlich zu, sie ist infrastrukturell schlecht erschlossen und hat nur wenige Unterkünfte zu bieten. Auch wenn Santa Maria kaum touristisch erschlossen ist, so ist sie für Ruhesuchende eine kleine Ferieninsel zum Entspannen. Die meisten Sonnenstunden, der geringste Niederschlag, weite Strände, romantische Buchten: ideal zum Schwimmen, Sonnenbaden, Schnorcheln und Tauchen. Für Spaziergänge führen bequeme Pfade durch das östliche immergrüne Hügelland.

Ein Paradies für Taucher

37 Kilometer vor der Nordküste liegt eine kleine Inselgruppe, die den Namen Formigas trägt. Sie besteht aus einigen Felsen, die zum Teil nur wenige Meter aus dem Meer herausragen. Einst waren die Felsen gefürchtet, die Kapitäne umsegelten sie in großem Abstand, dennoch zerschellten hier viele Schiffe. Heute steuern Boote die Felsen direkt an – die Formigas gehören aufgrund des Fischreichtums zu den besten Tauchrevieren der Welt. Hier tummeln sich Haie, Thunfische, Rochen, Mantas und vieles mehr. Daher sind die Formigas auch ein beliebtes Ziel von Hochseeanglern. Da die Felsen Nistplatz seltener Meeresvögel sind, stehen sie unter Naturschutz.